Pioneer DJ PLX-500 Test

Nach dem Siegeszug des PLX-1000 schickt Pioneer den ebenfalls direkt angetriebenen PLX-500 ins Rennen um den Platz neben dem Mischpult. In seinen Spezifikationen hinkt er dem Top-Modell zwar etwas hinterher, auch magerte er leicht an der Gehäusemasse und am Pitch-Umfang ab, dafür schlummert jedoch eine 44,1 kHz USB-Soundkarte in seinem Chassis. Eine Schnittstelle zum Computer also, um damit Vinyl zu digitalisieren und mit DVS-unterstützenden Programmen ohne zusätzliches Audiointerface aufzulegen. Das haut bei der Kaufentscheidung mitunter ordentlich ins Gewicht und das professionelle Auftreten legt nach. Können die gedrosselten Werte für Drehmoment und Gleichlaufschwankungstoleranz die Waagschale der Begeisterung ins Wanken bringen oder stimmen Performance und Preis-Leistungs-Verhältnis am Ende?

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Details

Der PLX-500 legt ein klassisches Turntable-Design samt Pioneer-Note an den Tag. Er kostet 329 Euro, also rund die Hälfte eines PLX 1000, was in meinen Augen als „Ansage“ an werdende und professionelle DJs zu werten ist. Der Turntable wiegt mit 10,7 kg rund 5 kg weniger als sein großer Bruder. Ein Grund für den Schwund: Der Plattenteller ist merklich leichter. Beim Chassis setzt der Hersteller komplett auf Kunststoff mit kontrastreichem Wechsel zwischen glänzendem und mattem Finish, wahlweise in Schwarz oder Weiß. Auch die Tonarmaufhängung samt Lift besteht aus Kunststoff. In der Summe wirkt der Plattenspieler dadurch nicht ganz so hochwertig wie das 1000er-Modell, ist aber trotzdem solide gefertigt und offensichtlich für den professionellen DJ-Einsatz geschaffen. Diesen Eindruck unterstreichen auch seine großen, silbernen, vibrationsabsorbierenden und höhenverstellbaren Füße.
Pioneer beziffert das Anlaufdrehmoment des PLX mit 1,6 kg/cm, die einhergehende Anlaufzeit beim 33er-Tempo beträgt unter eine Sekunde, die Gleichlaufschwankung 0,15 Prozent. Vinylisten, die ihre heißgeliebten schwarzen Scheiben digitalisieren möchten, wird die direkte Anbindung des Plattenspielers an den Laptop erfreuen. Möglich macht’s die interne Soundkarte und die Software Rekordbox. Der PLX-500 spielt folglich in der gleichen Liga, wie der ähnlich ausgestattete, bereits von mir getestete Numark TT250 USB.

Fotostrecke: 4 Bilder Schön anzusehen: der PLX-500

Bei der Sicht auf den Plattenspieler fällt sofort der leider unbeleuchtete Stop/Play-Button im typischen Pioneer-Design auf. Daneben schließt sich links, wie bei direkt angetriebenen DJ-Plattenspielern üblich, der Netzschalter samt Stroboskop an. Die Spiegel sind jeweils auf die einstellbaren Abspielgeschwindigkeiten 33 und 45 rpm abgestimmt. Obendrein bietet der PLX-500 mit 78 Umdrehungen pro Minute das Tempo für Schellackschallplatten an, die einen speziellen Tonabnehmer erfordern. Auf Knopfdruck fährt das Popup-Light zum Ausleuchten der Schallplattenrille aus dem Chassis.

Fotostrecke: 2 Bilder Der typische Pioneer-Knopf

Der 10 cm lange Pitch-Control gleitet sehr geschmeidig über die mit +/-8 Prozent regulierende Fader-Bahn. An der Null-Position rastet der Schieberegler ein. Dies wird mittels einer grün aufleuchtenden LED bestätigt. Die sich dahinter anschließende Plastik-Tonarmaufhängung wirkt solide und besitzt alle notwendigen Features: Tonarmhebel, dazu Höhenverstellung samt Arretierung und Antiskating. Den verchromten, hochwertigen S-förmigen Tonarm mit SME-Verschluss beschreibt Pioneer als vibrationsgedämpft und isoliert. Ein Headshell mit vormontiertem Tonabnehmer liegt bei.
Links oberhalb des Plattentellers versteckt sich der mitgelieferte Single-Puck in einer Mulde. Beim Blick auf die Rückseite des PLX-500 entdecke ich neben der Netzkabel- und USB-Buchse ein leider fest eingelassenes Cinch-Kabel. Mittels Line-Phono-Schalter kann der Turntable alternativ an den Line-Eingang eines Mixers angeschlossen werden. Eine zusätzliche Erdung per Massekabel ist nicht erforderlich.
Beim Zubehör zeigt sich Pioneer außerordentlich großzügig: Neben dem beigelegten Kabelsatz spendiert der Hersteller eine Headshell samt vormontiertem Tonabnehmer sowie eine Abdeckhaube und Slipmat.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Tonarmaufhängung im Detail.

Praxis

Der in den Dorn einzuführende Plattenteller sitzt wirklich fest im Sattel, denn dem Druck meiner Hand gibt er so schnell nicht nach. Da wackelt nichts. Für meinen Mix- und Scratch-Test montiere ich das Ortofon „Made From Scratch“ am Bajonettverschluss des Tonarms und stelle die empfohlenen 4 Gramm Auflagegewicht ein. Das Antiskating reicht von 0 bis 6, ich wähle die Nullstellung, um bei Playback und Backcueing die höchstmögliche Spurtreue ohne Nadelspringen zu erzielen. Allerdings zieht der Tonarm im Schwebezustand ungewöhnlicherweise nach außen, was für eine bereits wirkende Gegenkraft spricht. Wirft es damit womöglich die Nadel beim Scratching aus der Vinylbahn?

Drehmoment

Der Plattenteller startet zügig! Das Drehmoment ist laut Herstellerangaben sogar etwas höher als beim Technics SL-1210 MK2. Allerdings kann ich den 500er-Plattenteller im Vergleich zum Klassiker mit dem Finger deutlich leichter bremsen. Für mich kein Manko, denn das Pitch-Bending durch Anschieben und Bremsen des Plattentellers geht damit angenehm von der Hand. DJs, die den Pioneer PLX-1000 gewohnt sind, müssen sich gleichwohl erst daran gewöhnen. Beim Loslassen der Schallplatte verhält sich der PLX-500 wie ein Profi, denn obwohl meine Hand auf dem Vinyl liegt, dreht sich der Plattenteller weiter, sodass der Drop ohne wesentliche Verzögerung erfolgt. Starte ich den Plattenteller per Knopfdruck, zieht er recht gut an und fährt unterhalb einer Sekunde auf seine optimale Geschwindigkeit. Die nicht einstellbare Bremse stoppt den Track leicht gedämpft und klanglich effektvoll.

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Anlauf/Stopp PLX-500

Performance

Ein weiteres Kriterium für das Maß der DJ-Tauglichkeit eines Plattenspielers ist sein Gleichlauf. Den 0,1 Prozent des PLX-1000 ist der PLX-500 mit 0,15 Prozent nur knapp unterlegen. Ein Indiz für ein stabiles Tempo sind die Stroboskopspiegel. Bei einer Abspielgeschwindigkeit von 33 rpm hält der Punkt auf dem Plattenteller seine Position, bei 45 rpm hingegen wandert er sichtbar, was auf eine stärkere Schwankung deutet, wobei dies noch kein Indiz für ständige Phasenkorrekturen der Tracks im Mix sein muss. Serato DJ – mit einem angeschlossenen Technics SL-1210 M5G und Pioneer PLX-500 betrieben – bestätigt dies im Test. Nach zwei Minuten Spielzeit desselben Tracks auf beiden Turntables bleibt der PLX-500 ohne Korrektureingriff phasengenau zum Technics 1210-M5G.

Ein DJ-Plattenspieler definiert sich auch über sein Verhalten beim Scratching. Eine stabile Lage des Plattentellers ist die erste Voraussetzung. Dank seines guten Drehmoments schiebt der Plattenteller das losgelassene Vinyl gut an. Lediglich beim Tear-Scratch merke ich, dass ich dem Plattenteller nicht so viel Druck wie bei einem Technics SL-1210 MK2 zumuten sollte. Ein wenig Einspielzeit und ich arrangiere mich sehr gut mit dem geringeren Drehmoment. Trotz des zu beanstandenden Antiskatings bleibt der PLX auch beim Scratching der Rillenspur recht treu und ich kann dem 500er gute Mixing- und Scratching-Eigenschaften attestieren.

Klang

Im direkten A/B-Vergleich zum Technics SL-1210 M5G und unter maximalem Pegel am Mixer brummt das PLX-500 Phono-Signal leicht, bei der Line-Ausgabe ist ein Rauschen zu vernehmen. Dieses Brummen und Rauschen höre ich unter normaler Lautstärke allerdings nicht, sodass sie nicht in die Bewertung einfließen.
Beim Abspielen herkömmlichen Vinyls stelle ich beim PLX-500 eine sehr leichte, dunkle Färbung des Klangbilds fest. Mit dem gleichen montierten Tonabnehmer spielt der Technics SL-1210M5G einen Hauch brillanter und transparenter. Vom Ausgangspegel her fahren beide Plattenspieler das gleiche hohe Level.
Für sich genommen überzeugt der PLX-500 unterm Strich mit einem sehr guten Sound, allerdings klingt der von Pioneer beigelegte Tonabnehmer im Vergleich zu einem auf dem SL-1210 M5G montierten „Ortofon Pro“ Einstiegssystem deutlich dumpfer. Daher empfehle ich, sich zum Digitalisieren ein anderes System zuzulegen, wenn möglich sogar ein elliptisches.

Audio Samples
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PLX-500 Grundrauschen Phono PLX-500 Grundrauschen Line PLX_500 Sound mit Ortofon PLX-500 Sound mit Pioneer-Tonabnehmer

Rekordbox als Aufnahmetool und DVS-Software

Zum Aufnehmen eurer Schallplatten und zur Musikverwaltung der digitalen Tracks bietet Pioneer die kostenlose Software Rekordboxan. Diese bietet eine praktische automatische Start- und Stoppfunktion der Aufnahme, mit der beispielsweise komplett eingespielte LP- oder EP-Seiten in ihre einzelnen Tracks zerlegt werden. Zudem kann eine Normalisierung der Lautstärke erfolgen.
Zum Digitalisieren von Schallplatten ohne Macken oder Kratzerknacken reicht Rekordbox aus. In die Jahre gekommenes Vinyl verlangt indes oftmals eine klangliche Nachbearbeitung, für die spezielle Programme konsultiert werden sollten. Die im PLX-500 verbaute Soundkarte kommt aber auch dem DVS-Betrieb zugute, allerdings setzt dies im Pioneer-Kosmos eine Investition von 139 Euro in rekordbox dj und weitere 109 Euro in das DVS-Plugin sowie einen Satz kompatibler Vinyls voraus. 

Fazit

Mit dem direkt angetriebenen PLX-500 hat Pioneer einen preislich attraktiven Plattenspieler im Programm. Sein Drehmoment, Gleichlauf und robustes Chassis mit solide verankertem Plattenteller bieten die Grundlage für professionelles Auflegen und Scratching mit Vinyl. Der Klang hat mich weitestgehend überzeugt. Ein weiteres Argument für den PLX-500 ist seine integrierte Soundkarte, die das Signal ohne zusätzliche Hardware an einen angeschlossenen Computer leitet. Vinylisten können somit ihre Plattenschätze via Rekordbox digitalisieren. Ein DVS-Betrieb mit Rekordbox, ja sogar einer App auf dem iPad, ist ohne weitere „Dongle“-Hardware möglich. Für mich ist der PLX-500 damit ein Vorzeige-Turntable in seiner Preisklasse.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • solide Verarbeitung
  • robustes Gehäuse und Gewicht
  • gute Vibrationsdämpfung
  • integrierte Soundkarte zum Digitalisieren und für DVS
  • sehr guter und lauter Klang
  • Abdeckhaube und Tonabnehmer als Zubehör
  • günstiger Preis
Contra
  • Tonarm driftet trotz Anti-Skating Nullstellung nach außen
Artikelbild
Pioneer DJ PLX-500 Test
Für 345,00€ bei
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Punkt sagt:

#1 - 24.11.2016 um 12:57 Uhr

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Danke für diesen Beitrag, habe lange drauf gewartet :) ich glaube ich bleibe dann weiterhin bei meinen beiden Synq X-TRM1

Profilbild von Dj Freeze

Dj Freeze sagt:

#2 - 07.02.2021 um 18:23 Uhr

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Ich finde, das fest eingebaute Cinch- Kabel sollte auch als Minuspunkt angemerkt werden... seinerzeit war das beim Technics ein häufiger Grund für eine aufwändige Reparatur (Kabelbruch)

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